Ausbildung

You can never rely on a horse that is educated by fear. 
There will always be something that he fears more than you. 
But when he trusts you, he will ask you what to do when he's afraid
- Antoine de Pluvinel -

In der pädagogischen und therapeutischen Arbeit setzen wir auf ein selbstbewusstes, zugewandtes und sicheres Pferd. Es wird im Rahmen seiner Ausbildung auf seinen Aufgabenbereich sorgfältig vorbereitet, verfügt über eine solide Grunderziehung und wird gezielt in seiner Persönlichkeit gefördert. Ein gerne mitarbeitendes und mitdenkendes Pferd ist Voraussetzung für eine gute Arbeit mit Menschen.

Unsere 8 Pferde sind für uns Familienmitglieder, die mich teils schon über mein halbes Leben lang begleiten. Allesamt sind sie kleine Persönlichkeiten mit ihren eigenen Charakteren und ihren eigenen Lebensgeschichten, die sie in die Arbeit einbringen und die sie so wertvoll machen. Jedes von ihnen begegnet dem Menschen gewollt anders, je nach individueller Lebensgeschichte. Die Pferde sind sorgsam für die Arbeit mit Menschen ausgewählt, aggressionslos und sehr gutmütig. Sie wurden und werden von uns selbst liebevoll, aber auch sehr konsequent ausgebildet, je nach Eignung auch für therapeutische Zwecke.

Durch die intensive Arbeit mit dem Pferd wird es möglich seine Vorlieben, Stärken, und besonderen Talente, aber auch seine Schwächen heraus zu finden. So können wir die individuelle Persönlichkeit unserer Pferde ganz gezielt einsetzen und von ihrer Einmaligkeit profitieren. Die Pferde werden orientiert an ihrer Persönlichkeit, ihren Stärken und Schwächen und auch Vorlieben in der Arbeit eingesetzt.

Unser Konzept der Ausbildung zum Therapiepferd hat sich bislang bewährt und wir entwickeln es stetig weiter. Kern der Arbeit ist es den Pferden zu vermitteln, dass ihre Äußerungen erwünscht, von uns verstanden und in der Arbeit berücksichtigt werden. Wir arbeiten mit den Klienten oft im freien Kontakt mit dem Pferd. Das heißt dass sie zeigen dürfen, wenn sie etwas nicht mögen, wenn sie sich beispielsweise bedrängt fühlen. In der Arbeit verzichten wir grundsätzlich auf Ausbindezügel und in den Therapieeinheiten komplett auf Gebisse. Wir nutzen die Reaktion der Tiere, um Verhaltensweisen der Kinder und Jugendlichen zu reflektieren. Die Motivation der Klienten ist in der Regel so groß, dass das eigene Verhalten angepasst wird, um wieder mit dem Pferd in einen harmonischen Kontakt treten zu können. Die Botschaft lautet, dass die Pferde NEIN sagen dürfen, wenn ihnen etwas unangenehm ist. Wir akzeptieren und respektieren die Grenzen auf beiden Seiten. Damit erreichen wir, dass unsere Pferde gerne in den Kontakt mit Menschen treten und umgekehrt.

Natürlich arbeiten die Pferde auch mit Menschen zusammen, die über wenig Reflexionsvermögen verfügen und werden dementsprechend in der Arbeit mit den Klienten eng begleitet, von uns angeleitet und motiviert. Wenn man mit Tieren in der Therapie arbeitet muss man sich bewusst sein, dass sie es sich nicht ausgesucht haben, für uns Menschen zu arbeiten. Es liegt daher in unserer Verantwortung ihnen dies so angenehm wie möglich zu gestalten und sie in gewisser Art auch zu schützen. Es gilt Überforderung und Krankheit – ausgelöst durch die pädagogische und therapeutische Arbeit – zu vermeiden, denn insgesamt ist die Arbeit mit Menschen, insbesondere mit körperlichen Beeinträchtigungen oder psychischen Erkrankungen, nicht nur für den menschlichen Therapeuten eine anspruchsvolle Aufgabe.

Mindestens genauso anstrengend ist diese Arbeit für das Pferd, da dieses im Beziehungsdreieck Pferd-Therapeut-Kient immer im wieder als Spiegel für den Zustand des Menschen fungiert und zwischen Therapeut und Klient vermittelt. Pferde haben nicht die Möglichkeit sich abgzugrenzen, oder kollegiale Beratung oder Supervision zur Entlastung und Psychohygiene in Anspruch zu nehmen. Es liegt daher bei uns gut für sie zu sorgen.

Dazu gehört bespielsweise, dass wir nur an 3 Tagen in der Woche mit ihnen und unseren Klienten arbeiten, in den Ferien und an Feiertagen findet kein regulärer Unterricht statt. Wir beschäftigen unsere Pferde an den anderen vier Tagen sehr abwechslungsreich und gönnen ihnen die nötigen Auszeiten und Pausen, auch innerhalb der Unterrichtseinheiten. Denn auch die Konzentrationsfähigkeit der Pferde ist begrenzt und eine Ausreizung führt zu einer Überforderung.

Über eine vielseitige und solide Grundausbildung vom Boden und im Sattel lernen wir uns mit dem Pferd mittels kleinster und feinster Signale zu verständigen. Regelmäßig werden die Pferde von uns Korrektur geritten und über Seminare und Workshops in Deutschland und dem umliegenden Ausland weiter geschult und ausgebildet. Denn nur ein solide ausgebildetes Pferd, kann etwas lehren. Pferde mit temporären gesundheitlichen Beeinträchtigungen werden im Rahmen ihrer Möglichkeiten bedarfsorientiert bewegt und trainiert.

Seit vielen Jahren werden die Pferde in der klassischen Reitweise ausgebildet. Wir legen Wert auf eine gesunde Art und Weise der Pferdebewegung. Seitengänge, wie Schulterherein, Travers und Renvers am Boden in der Handarbeit am Kurz- oder Langzügel, sowie geritten, gehören zu einer sinnvollen Gymastizierung und zum gesunden Muskelaufbau dazu. Unsere Pferde werden zudem am Kappzaum nach Babette Teschen ausgebildet. In der Freiarbeit und auch vom Pferderücken aus, arbeiten wir in der line free collection daran, mit dem Pferd Schritt für Schritt ohne Hilfsmittel wie Halfter, Zügel, Seile etc. Entspanung, Leichtigkeit, Aufrichtung und Balance zu erreichen.

Nur geistig entspannte und körperlich ausgelastete und zufriedene Pferde treten uns und unseren Klienten immer wieder neu freudig entgegen, was die Basis einer vertrauensvollen Beziehung und somit elementar für unsere Arbeit ist.